Yi/chang 異/常 – Tagung der “Deutschen Vereinigung für Chinastudien” (DVCS)

Poster dvcs

Freitag, den 24. November – Sonntag, den 26. November 2023, im Kollegienhaus, Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen.

Die diesjährige Tagung der “Deutschen Vereinigung für Chinastudien” (DVCS) findet zum ersten Mal an der FAU statt, organisiert vom Lehrstuhl für Sinologie mit Schwerpunkt für Geistes- und Kulturgeschichte Chinas.

Unter dem Titel “Yi/chang 異/常 Ab-/Normalität in China” gibt es viele interessante Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen im Rahmen der Chinastudien.

Normalität ist keineswegs „normal“. Sie ist weder natürlich noch gegeben, sondern sozial und kulturell konstruiert – ebenso wie ihr Pendant, das Abnormale (oder das „Pathologische“, so Georges Canguilhem). Zugleich ist der Begriff des Normalen seit jeher einem ständigen Prozess historischen Wandels unterzogen – seine Konzeption reicht von einer moralisch geladenen und ästhetisch reinen Vorstellung des „Idealen“ bis hin zu statistischen Abgrenzungen zwischen Normalität und Abnormalität.

In China hat die Dichotomie zwischen yi 異 und chang 常 (sowie verwandten Begrifflichkeiten) eine lange Geschichte, sei es in Hinblick auf Herrschaft, Recht, Philosophie, Religion, Medizin oder Fragen nach dem Ästhetischen in Literatur und Kunst. Die Etablierung, Wahrung und Abweichung von Normen und Standards, oder die Schaffung oder Deklaration einer „neuen Normalität“ (Paul Sailer-Wlasits) hat nicht nur in Zeiten der Krise eine entscheidende Rolle gespielt: Wo wurden im chinesischen Kulturraum die Grenzen zwischen dem Normalen und dem Abnormalen in Vergangenheit und Gegenwart gezogen? Wie wurde das Normale und Abnormale repräsentiert, idealisiert, aber auch umgangen? Welche kulturellen, sozialen, politischen, wissenschaftlichen und religiösen Faktoren haben Konstruktion und Dekonstruktion des Normalen im Lauf der chinesischen Geschichte geprägt?

Die Problematik des Normalen und Abnormalen ist dabei nicht auf den typischen Untersuchungsraum der Sinologie beschränkt. Regionale und transnationale Austauschprozesse stellen die Definition von und die Auseinandersetzung mit Normalität vor globale Herausforderungen. Gibt es Normalitäten oder Abnormalitäten mit „chinesischen Charakteristika“? Welche Normen wurden und werden als universal verstanden, und welche als kulturell oder politisch spezifisch? Auf einer anderen Ebene stellt sich der Sinologie auch die Frage, wie wir mit umfassenden Konzepten der Normalität im Dialog mit und über China umgehen sollen.

Wir freuen uns auf die VortrÄge und Diskussionen mit zahlreichen SinologInnen aus dem deutschprachigen Raum und insbesondere auf die Keynote von Herrn Prof. Dr. Kai Vogelsang (Universität Hamburg) mit dem Titel :

Wovon der Meister nicht sprach: Plädoyer für ein “New Normal” in der Sinologie

Das detaillierte Programm und eine Übersicht über die Vorträge finden Sie auf der Homepage der DVCS.

Die Teilnahme für Studierende ohne Masterabschluss oder gleichwertigem Abschluss ist kostenlos.